lebensqualität 02|2015
Die Zeitschrift für Kinaesthetics
Editorial - Individualität und Allgemeingültigkeit
„Du arbeitest noch immer, aber wie ein 80-Jähriger?“ – „Nicht wie ein 80-Jähriger! Sondern wie der 80-jährige Erhard Ruoss.“ Diese tiefe Lebensweisheit äussert Herr Ruoss im Interview (ab S. 42) und vertritt die Ansicht, dass man im Alter nicht kürzertreten muss, weil man alt ist, sondern wenn man es selbst merkt. Ganz ähnlich sagt Sr. Liliane Juchli (ab S. 4): „Ich pflege als die, die ich bin.“ In Anlehnung an Herrn Ruoss bin ich verführt zu ergänzen: „… den Menschen, der so ist, wie (nur) er ist“. Auch Sr. Liliane ist klar, dass ihr Modell der alltäglichen Aktivitäten, das als solches Allgemeingültigkeit beansprucht und seit Jahrzehnten Pflege und Pflegewissenschaft prägt, von der einzelnen Pflegenden mit Leben gefüllt werden muss, und zwar mit dem Blick auf den ganzen Menschen in seiner Individualität.
Wie sehr die Wirkung von Kinaesthetics-Schulungen von der einzelnen TeilnehmerIn abhängig ist, beleuchtet Lilia Körner anhand des eindrücklichen Beispiels von Aljona (ab S. 15), einer jungen russischen Frau mit Zerebralparese, die sich – nach ihren eigenen Worten – Kinaesthetics zur Lebensweise gemacht hat. Wie unterschiedlich wiederum die kulturell beeinflusste Haltung gegenüber einer solchen Krankheit eines Kindes sein kann, zeigt die ebenso bewegende und individuelle Geschichte von Anna auf, die Erich Weidmann sowie Annas Mutter und Grossvater in einem Interview erzählen (ab S. 30).
Die Bedeutung der Individualität bzw. einer individuell angepassten pflegerischen Unterstützung und Förderung tritt auch sonst in dieser Nummer der Zeitschrift zutage, so z. B. im Artikel über die Bedeutung der Förderung der Selbstwirksamkeit in der Intensivpflege (ab S. 11) oder in den Beiträgen zur präoperativen Anleitung (ab S. 20).
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen, liebe LeserInnen, ein gutes – und persönliches – Lese-Erlebnis mit der aktuellen „lebensqualität“.
Stefan Marty-Teuber,
Lektorat
Inhalt
thema
Die Aktivitäten des täglichen Lebens Sr. Liliane Juchli in Leipzig 4
praxis
Die Macht der Selbstwirksamkeit Intensivpflege 11
Ich bin Ursache und Wirkung meines Verhaltens Kinaesthetics als Lebensweise 15
Selbstkompetenz vor einer OP stärken Präoperative Anleitung 20
Eine andere Beziehung zu meinen Kindern Kinaesthetics in der Erziehung 24
Ein krummer Rücken ist keine Krankheit Eine schwierige Entscheidung 30
persönlich
Lebensqualität ist die Freiheit, sich Risiken auszusetzen Hansjörg Köfler 36
forschung
Pflege als Kunst … und wie die Gesellschaft davon profitiert 37
mythos alter
Den Alltag selbst mit Sinn füllen Kürzertreten ergibt sich von selbst 42
netzwerk
Kinaesthetics Österreich Fachtagung Traun 2015 46
Kinaesthetics Deutschland Mitgliederversammlung. Fachtagung in Leipzig 48
Kinaesthetics Schweiz Ordentliche Generalversammlung 53
medienbesprechung
Lernen in Organisationen mit Kinaesthetics Jochen Clausen 54
Eine Hymne an das Leben Uta Bornschein 55
Stiftung lebensqualität (Hrsg.) (2015): Lebensqualität. Die Zeitschrift für Kinaesthetics. Siebnen, Nr.2: Verlag Lebensqualität.
Anzahl Seiten: 56
Format: Klammerheftung
Zeitschrift LQ
In der Zeitschrift LQ können die LeserInnen am Knowhow teilhaben, das Kinaesthetics-AnwenderInnen und Kinaesthetics-TrainerInnen in zahllosen Projekten und im Praxisalltag gesammelt haben. Ergebnisse aus der Forschung und Entwicklung werden hier in verständlicher Art und Weise zugänglich gemacht.
Es wird zusammengeführt. Es wird auseinander dividiert. Unterschiede werden deutlich gemacht. Neu entdeckte Sachverhalte werden dargestellt und beleuchtet. Fragen werden gestellt. Geschichten werden erzählt.
Die LQ leistet einen Beitrag zum gemeinsamen analogen und digitalen Lernen.
Abonnieren Sie die zeitschrift LQ und schenken Sie sich selbst oder einer anderen Person Lebensqualität.